Teilzeitfalle bei beruflichem Wiedereinstieg von Müttern: Stunden in Teilzeit aufstocken nicht möglich?

Das konservative Familienmodell – der Vater arbeitet in Vollzeit und die Mutter kümmert sich ausschließlich um Kinder und Haushalt – ist seit Längerem nicht mehr allzu oft anzutreffen. Viele Mütter sind aufgrund der finanziellen Familienlage oder aus persönlichen Wünschen und Motivation bestrebt, nach der Elternzeit wieder ins Berufsleben zurückzukehren und wollen nach und nach ihre Stunden in Teilzeit aufstocken.

Leider stehen viele Mütter hierbei oft vor großen Herausforderungen, denn der Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf wird trotz großem Personalmangel durch mangelnde oder gar nicht vorhandene Richtlinien und Gesetze erschwert.

Aufgrund dessen stecken viele Frauen und Mütter in der sogenannten Teilzeitfalle fest. Doch was genau ist das?
Unter einer Teilzeitfalle wird eine Arbeitsstelle beschrieben, die eine flexible Möglichkeit, Stunden in Teilzeit aufzustocken, nicht ermöglicht. Somit ist die vereinbarte Anzahl an Arbeitsstunden fix, und die Frauen haben keine Chance, die Anzahl der Arbeitsstunden zu erhöhen, wenn zum Beispiel die Kinder älter werden oder der finanzielle Bedarf größer wird. Die Reduzierung der Stunden ist meist problemlos möglich, umgekehrt leider nicht. Auch haben Teilzeitstellen oft starre Arbeitszeiten und bieten keinerlei Flexibilität, was zu einer schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt.

Durch die Teilzeitfalle geht sehr viel Potenzial verloren, denn viele Frauen wollen und können mit der Zeit mehr arbeiten, ihre Stunden in Teilzeit aufstocken, mehr Zeit in ihre Karriere investieren und mehr Verantwortung übernehmen, doch die Rechtsgrundlage auf dem Arbeitsmarkt lässt es bisher noch nicht zu. Es gibt leider noch keine attraktive und zufriedenstellende Rechtslösung für dieses Problem.

Das einzige Gesetz, welches im Zusammenhang mit der Teilzeitfalle herausgebracht wurde, ist das seit 2019 verabschiedete Brückenteilzeit-Gesetz.
Dieses ermöglicht zwar eine Aufstockung der Arbeitsstunden, jedoch nur in Betrieben ab 46 Mitarbeitern und für nur max. 15 Arbeitnehmer. Da viele Mütter in Kleinunternehmen beschäftigt sind, bleibt das Problem, flexibel die Stunden in Teilzeit aufzustocken, hier weiterhin bestehen.

Was sind Probleme und Folgen, wenn Stunden in Teilzeit aufstocken nicht möglich ist?

  • geringere Renteneinzahlung durch die weniger geleisteten Arbeitsstunden und damit eine drohende Altersarmut in der Rentenzeit
  • Oftmals eine leider geringere Wertschätzung seitens Vorgesetzten
  • Keine vollwertige Integration in die Unternehmensprozesse oder das Team
  • Oftmals Einsatz für kurzfristige Projekte

Trotz mangelnder Staatslösung kannst und darfst du bei deiner Jobsuche oder deinem beruflichen Wiedereinstieg genauer in die Stellenausschreibungen hinschauen und auch den Mut haben, in Verhandlungen zu gehen.

Mögliche Lösungen für dich könnten sein:

  • Brückenteilzeit: Festlegung einer bestimmten Anzahl an Arbeitsstunden (Teilzeit) für eine bestimmte Zeit (von 1-5 Jahren). Anschließend kehrst du zu deiner ursprünglichen Stundenzahl wieder zurück. Diese Regelung kann helfen, leichter Stunden aufstocken in Teilzeit zu planen, wenn sich deine Lebensumstände ändern.
  • Flexible Arbeitszeiten und Home-Office/Remote Work: Heutzutage ist es fast ein „Muss“-Angebot seitens des Arbeitgebers, und du kannst dir so Anfahrtszeit sparen, um deine Arbeitsstunden effektiv ausnutzen zu können und so eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreichen. Es bietet dir außerdem mehr Spielraum, wenn du später Stunden in Teilzeit aufstocken möchtest.
  • „Teilzeitrentenversicherung“: Um die geminderte gesetzliche Rente etwas aufzuwerten, kannst du als Teilzeitangestellte zusätzlich freiwillige Einzahlungen tätigen. Diese müssen sich auf min. 84 € im Monat belaufen. Auch sind betriebliche oder private Altersvorsorgen, ebenso wie eine Riester-Rente, die zusätzlich vom Staat bezuschusst wird, Möglichkeiten, um deine spätere Rente zu erhöhen.
  • Ein Recht auf Rückkehr in die Vollzeit: Mit Ausnahme der Brückenteilzeit gibt es sonst kein gängiges Recht auf Rückkehr in die Vollzeit. Bei neu ausgeschriebenen Stellen muss der Arbeitgeber dich allerdings berücksichtigen. Habe hier den Mut, mit deinem Arbeitgeber über die Möglichkeiten zu sprechen, Stunden in Teilzeit aufzustocken oder Vollzeit zu vereinbaren, und attraktive Gelegenheiten für beide Parteien auszuhandeln.
  • Fluide Arbeitsmodelle: Räumlich und zeitlich flexible Arbeitsmodelle geben dir die Möglichkeit, deine Arbeitsstunden sinnvoll und effektiv ohne Zeitverlust zu nutzen. Hierbei liegt der Fokus oft auf dem Ergebnis, statt einer starren Präsenz. Die Option, später Stunden aufstocken in Teilzeit zu können, ist bei diesen Modellen meist unkomplizierter.
  • Bewerbung auf Vollzeitstellen trotz Teilzeitwunsch: Habe den Mut, dich trotz deines Teilzeitwunsches auf Vollzeitstellen zu bewerben und hierbei zu verhandeln. Du kannst immer in Aussicht stellen, dass du in einer gewissen Zeit in Vollzeit die Stelle einnehmen möchtest. Auch kannst du bei der Bewerbung klären, ob du zunächst Stunden in Teilzeit aufstocken als Option mit einbringen kannst.
  • 30-Stunden-Woche als Vollzeitmodell: So kannst du in Teilzeit (z. B. 20 Stunden) ein deutlich höheres Gehalt erzielen und die Aufstockung auf das Vollzeitmodell ist hier deutlich leichter als bei einer 40-Stunden-Woche. Dieses Modell könnte auch eine Brücke sein, wenn du später Stunden in Teilzeit aufzustocken anstrebst.